„Sonne der Gerechtigkeit“


Ein Erinnerungsstrang tut sich auf.

Geburtstagsnachmittag in der Kreuzkirche, ein Geburtstagsmensch wünscht sich als Lied „Sonne der Gerechtigkeit„, vor meinen Augen stehen Bilder aus dem Film „Nikolaikirche“. Aber ich kann ihnen jetzt nicht nachgehen, die Aufgaben des Nachmittags fordern mich, das Lied steht zurück…

Und jetzt, kurze Zeit später ist es wieder präsent, in einer ganz anderen Situation. Ich höre Radio, das Musik-Panorama im Deutschlandfunk. eine Werkeinführung und deutsche Erst-Aufführung eines gleichnamigen Werkes von Klaus Huber, eines mir bis heute unbekannten Schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts. Es fesselt mich, triggert an Stellen, die ich vergraben hatte. Die gewählten langen Ausschnitte aus dem Werk sind beeindruckend, aktuell, aufwühlend in der heutigen Zeit. Und ich würde das Werk gern vollständig hören, in einem Gottesdienst. – Muss mich mal im DLF nach einem Mitschnitt erkundigen, vielleicht auch Frau Schmid fragen, ob sie da jemanden in der Gemeinde kennt..

Gleichzeitig treffen die Musik, Bilder des Filmes und die eigene Geschichte zusammen. Ich leihe die Kinofassung in der Stadtbibliothek und beginne zu schauen. Eigentlich wollte ich nur die Sekunden des Liedes im Film sehen, irgendwann nach einer Stunde, bleibe dann aber doch gefesselt dabei.

Ich bin wieder in Leipzig in diesem Herbst des Jahres 1989, vieles unverstelltes sehe ich, anderes mit dem heutigen Auge, überlagert von ungezählten Dokumentationen. Und tief eingesperrte Gedanken gehen in eine andere Richtung zu einem Menschen, der meine Sicht auf die Dinge so geändert hat, so wenig, wie ich davon nach außen bringen konnte und soviel, dass mich zerriss in dem gerade vergangenen Jahr 1988/1989.

Der Film ist von 1995, wir konnten ihn zusammen sehen, haben dies wiederholt in vielen Jahren um den 3.Oktober herum. Dankbar für das Geschehen dieser Zeit und dankbar für unsere Gemeinsamkeit. Und so steht ein weiteres Bild vor mir: die Jahresschlußandacht in der Dresdner Kathedrale: Ich erinnere mehrfach, dass die Bach-Toccata auf der mächtigen Silbermann-Orgel erklang und auch an ein weiteres Lied „Komm Herr, segne uns“.

Dankbar für diese Fügung und Erinnerung gehe ich und schlafe mich gesund, hoffentlich.


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