Darf ich vorstellen: Dies ist der Engel Luise.
Luise begleitet mich an diesem Tag. Sie ist eine von acht Engeln, die die Kreuzkirchgemeinde durch die Advents- und Weihnachtszeit begleiten.
Liebe Luise,
ein Engel in meinem Zuhause, was für ein berührendes Gefühl. Ein Engel, der wirklich neben mir steht, den ich anfassen kann, wenn die Zweifel kommen, der mir zugewandt ist.
Nein, du bist nicht so ein Engel, wie ich ihn seit Kinderzeiten kenne, im weißen bodenlangen Gewand mit goldenen Löckchen und auch keiner wie die aus Grünhainichen, pausbäckig mit 11 Pünktchen auf den Flügeln. Du siehst sehr bodenständig aus, bist aus verschiedenen Hölzern gemacht, Dein Körper mit ganz viel Struktur, Rillen, Narben vielleicht auch, die Rinde ist an manchen Stellen gar nicht da, dass macht Dich offen gegenüber den Dingen, die Du spürst und siehst und hörst. Und ich möchte Dir über den Kopf streichen, ganz glatt ist hier das Holz, man kann sich gar nicht schiefern – bist Du so klar, im Reinen mit Dir? Ach wie gern wäre ich das auch! Aber das Schönste sind doch Deine Flügel. Sie sind wie ein großes Herz, Du trägst es ganz offen mit Dir, es schaut hinter dir vor, überragt den Kopf und von welcher Seite man sich Dir nähert, immer sieht man Dein Herz.
Luise, mir war etwas bänglich vor der Adventszeit, es ist so eine stille, heimelige Zeit, auch so fröhlich, in Erwartung des Christfestes und all dies sollte ich in diesem Jahr allein erleben? Die schöne Musik, einen geschmückten Raum, Sterne, Kerzenlicht, den Duft nach Glühwein und Gebäck? Gewiss ist Valentin immer bei mir, aber er fehlt mir doch gerade jetzt so sehr.
Wie gut, dass Ihr Engel heute im Adventsgottesdienst zu uns gekommen seid und Du mich gefunden hast! Du hast mich angestupst, mir geholfen, mein Verzagtsein in Gedanken und Worte zu fassen, in Bitten an Gott. Nun trage ich Dein Bild in und mit mir und ich habe Texte, Bilder und Melodien im Kopf von Engeln, diesen Boten des Glaubens, die da sind, auch wenn ich sie nicht sehe.
Sie werden mich begleiten durch diese Adventszeit, mit mir reisen in die alte Heimat zur großen Familie – wir freuen uns aufeinander. Und ich nehme Dich mit nach Erfurt, ins Augustinerkloster. Da wo Martin Luther Mönch war, werde ich die Weihnachtstage sein. Und wenn das neue Jahr beginnt, sehen wir uns bestimmt noch einmal, wenn Du zurückkehrst von Deiner Reise durch die Gemeinde.
Liebe Luise, ich wünsche Dir, dass Du auf Deiner Reise immer Menschen kennenlernst, die sich mit Dir freuen, dass Du bei Ihnen bist und die Dich gern beherbergen.
Luise, ich danke Dir für das Behütetsein und die Achtsamkeit an diesem Tag,
À dieu.